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„Die Elternschule“ oder „Wo bleibt das Dorf, das uns hilft, unsere Kinder grosszuziehen?“

 

Der Film „Elternschule“ hat bei mir ganze Wogen in Bewegung gebracht, und das, obwohl ich ihn (bewusst) NICHT gesehen habe. Ich lag tatsächlich mehrmals nachts wach und habe überlegt, was man dagegen tun kann. Was ICH dagegen tun kann. Und wie bei vielen von Euch kamen auch mir Zweifel, ob ICH denn da etwas ausrichten könne? Wem hilft es denn, wen auch ICH noch meine Gedanken dazu der Öffentlichkeit preisgebe.

 

Genau an einem dieser Tage begegnete mir folgendes Sprichwort:

 

 

 

Ja, ich habe nicht die Macht und die Möglichkeiten, diesen Film zu verbieten und auch nicht, die zahlreichen Schreiambulanzen, die auch heute noch genauso beraten, umzustrukturieren. Also was kann ICH tun??

 

 

 

In diesem Film werden Familien gezeigt, die zusammen in eine sehr schlimme Notsituation geraten sind. Auch wenn ich mich draussen umsehe, begegne ich diesen Familien und auch ich selbst war wie wahrscheinlich jeder von euch schon einmal mit meinen Kindern in einer Situation, die unerträglich schwierig war.

 

Vor ein paar Wochen, noch vor dem Film, ist mir folgendes passiert:

 

Ich war alleine mit meinen drei Kindern einkaufen. Und wie so oft, mag mein halbjähriges Mädchen genau an der vollen Kasse NICHT mehr. Sie windet sich in der Trage, sie weint. Das führt meist dazu, dass die beiden Grossen ziemlich hibbelig werden und überall an der Kasse rumhüpfen, obwohl es ja genau dort bekanntlich eng ist. Weil das nicht genug war, verteilte sich eine Schale Himbeeren in meinem Rucksack, als ich das Portemonnaie rausziehen wollte. Hinter mir an der Kasse bereits STAU!!

 

In diesem Moment sah ich mich um, und was mich traf, waren tatsächlich vor allem kritische Blicke, mich belächelnde Blicke sogar. In so einer Situation gerate ich normalerweise in Panik. Dieses Mal nicht. Ich dachte mir: Wow, NIEMAND kommt auf die Idee, mir beim Einpacken zu helfen. Wirklich NIEMAND! Also denke ich mir, dann dauert es jetzt eben so lange, wie es dauert. Meine Jungs halfen mir, den Einkauf zu verstauen, während ich versuchte Töchterlein zu beruhigen und die Himbeeren wieder einzusammeln.

 

 

Worauf ich hinaus will?

Da sind Eltern in NOTSITUATIONEN!! Und sie bekommen keine Hilfe. Sie werden kritisiert für den „verweichlichten“ Umgang mit ihren Kindern, sie bekommen gesagt, dass sie härter und konsequenter sein sollen, dass sie ihren Kindern Gewalt antun sollen, etc. Aber sie bekommen keine Hilfe in Form von Mitmenschen, die ihnen bei ihrem Familienalltag zur Seite stehen, die mal kochen, mal putzen, mal einkaufen und auch mal die Kinder für eine Weile nehmen.

 

 

 

Das, was in diesem Film passiert, was aber auch in unserer nächsten Umgebung passiert, ist Krieg gegen unsere eigenen Kinder und die Eltern werden zu Soldaten gemacht, die gemeinsam mit ihnen fallen.

 

 

 

Wir wundern uns und berichten bestürzt über das Kriegsgeschehen in der Welt, wir sind  8zurecht) empört über brennende Flüchtlingsunterkünfte. Und der Krieg mit unseren Kindern wird zum Amüsement unserer Gesellschaft: „Richtig so, diesen kleinen Tyrannen sollte man gleich von Anfang an zeigen, in was für einer Welt sie gross werden!“

 

 

 

Also was kannst Du und ich tun?

 

Wir können unsere Hilfe anbieten, wir können helfen, immer dann, wenn wir sehen, dass Hilfe benötigt wird. Wir können anfangen, die Mütter und Väter, die ihre Kinder für etwas bestrafen, was unsere erwachsene Gesellschaft verbrochen hat, zu unterstützen, ihnen empathisch begegnen, anstatt sie für ihre „Plagen“ zu kritisieren und zu verachten.

 

Und auch wenn die Eltern selbst gerade nicht in der Lage sind, unsere Hilfe anzunehmen, können wir denn Kindern etwas Gutes tun, indem wir ihnen ehrliche aufmunternde Worte sagen oder ihnen wenigstens ein Lächeln schenken.

 

Lasst uns alle das Dorf sein, das wir selbst so dringend brauchen! Lasst uns Hilfe anbieten, statt mit Ratschlägen zu verurteilen! Verurteilt die Mutter, die gerade mit ihrem Kind schimpft nicht einfach, denn sie hat sich für dieses Kind vielleicht gerade die 5. Nacht um die Ohren geschlagen und bruahct vielleicht einfach gerade Hilfe. Fragt sie, ob ihr helfen könnt und sagt ihr, dass ihr versteht, wie schwer es manchmal ist.

 

Seid den Eltern Freund und nicht Feind, nur dann können auch die Eltern beginnen, ihre Kinder nicht mehr wie Feinde zu behandeln.

 

 

 

Wer macht mit? Ich möchte Dich hiermit auffordern, AKTIV zu werden und zwar so wie DU es kannst, nach Deinen Möglichkeiten!

 

 

 

Ich danke Dir fürs Lesen und teilen in der Hoffnung, dass immer weniger Eltern den Alltag als Kriegssituation gegen ihr Kind erleben müssen.

 

 

 

In Liebe Katharina

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Margitta (Montag, 29 Oktober 2018 17:11)

    Liebe Katharina, ich nehme Deinen "Hilferuf" gerne auf - gerne nehme ich ein Kind in meine Obhut oder gehe der Mutter"zur Hand", wenn sie es wünscht. Manchmal komme ich mir aber auch hilflos vor bei dem Gefühl, die Mutter oder die Eltern wollen "alles im Griff" haben. Laßt uns zusammenfinden und "das Dorf" kreieren, in dem man miteinander und nicht übereinander spricht.

  • #2

    Katharina Michel (Dienstag, 30 Oktober 2018 09:41)

    Danke Margitta, das stimmt. Wir Eltern sind leider meistens so programmiert, alles alleine schaffen zu müssen. Hilfe annehmen, heisst auch sich hilflos fühlen. Das macht Angst. Ich denke in so einer Situation tragen gute Worte ihren Teil dazu bei, auch wenn es uns in diesem Moment nicht auffällt. Und sei es nur, dass diese Mutter mit einem gestärkten Bewusstsein nach hause geht, dass da JEMAND war, der ihr helfen WOLLTE :-).

  • #3

    Melanie Irger (Dienstag, 30 Oktober 2018 13:54)

    Liebe Katharina, danke für die schönen Zeilen. <3 Mich hat dieser Film auch nachhaltig beschäftigt. Ich finde auch, das mehr Hilfe und Unterstützung im Alltag Fremden gegenüber - egal ob jung oder alt - für uns und unsere Gesellschaft soooo wichtig ist. Was ich allerdings häufig sehe, sind schwerst traumatisierte (das ist nicht wertend gemeint, ich bin auch traumatisiert, schätze so gut wie jeder in der westlichen Welt ist es :( ) Eltern, die leider gar nicht gestresst von ihren Kindern sind, sondern seelenruhig Schampoo aussuchen während ihr Neugeborenes in der Babyschale weint :( Nur ein Beispiel, ich erlebe soviel Herzlosigkeit, soviel Wahnsinn, soviel Härte und Kälte von Eltern gegen ihre Kinder. "Leider" wenig Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Überforderung. Ich fürchte ein großer Teil unserer Gesellschaft ist schon eine Stufe über das "Leid" hinweg. Wenn ich eine Mama an der Kasse sehe, die schwitzt, weil ihr Baby weint und sie die Lebensmittel einpacken muss und zahlen - keine Frage, sofort sag ich ihr sie kann gerne gehen, sich um ihr Baby kümmern, ich pack für sie ein und zahle und bring es ihr dann und dann kann sie mir das Geld in Ruhe zurück geben. Nur was tun, wenn da eine Mama ist, die ihr Kind einfach ignoriert, seelenruhig und stumpf weitermacht? Mein Bauch und Herz fühlen Entsetzen, welches ich auch gerne ehrlich Kund tue, das ist dann weniger NVC. Ich glaube aber, das wenn es soweit ist, dann helfen liebevolle, empathische Worte nicht mehr viel :( Dann ist unsere Gesellschaft gefragt, deutlich zu machen, das solch Verhalten gegenüber Kindern NIEMALS ok ist und auch nicht gedultet wird, Zivilcourage. Unsere Gesellschaft hat leider nur schon den größten Teil der Verantwortung für sich selbst und die Mitmenschen an den Staat abgegeben. Also müsste der Staat hier eingreifen, mit Gesetzen gegen CIO z.B.. Nur das tut er nicht - vielleicht weil er es begrüßt....? Die Tragweite und Zusammenhänge dieser in dem Film praktizierten Techniken liegen schwer auf meiner Seele, und ich weiß nicht ob die Mehrheit der Gesellschaft (geschweige denn der Staat) offen und gewillt ist für eine Änderung zum Guten. Es geht schon so lange nicht mehr um die Menschen sondern hauptsächlich um die Fütterung von Staat und Wirtschaft. Ich habe daher eine Art Fluchtreflex - weg hier, ein Paradies gründen mit Gleichgesinnten.